Umfrage Health AG: Zahnmediziner glauben an zunehmende Digitalisierung

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Digitalisierte Medizin: Was will der Patient?

Die Digitalisierung kommt! Da sind sich nahezu alle Zahnärzte sicher.  Und sie sind überzeugt: Die junge Patientengeneration möchte mehr Service.

Ganze 92 Prozent der Zahnmediziner in Deutschland glauben, dass die Digitalisierung in ihrem Beruf in den kommenden Jahren voranschreiten wird. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag der Health AG. In der Studie wurden insgesamt 100 Zahnärzte befragt. 53 Prozent davon waren Frauen, 47 Prozent Männer. Die Mehrheit (70 Prozent) der befragten Zahnärzte arbeitet in einer Einbehandlerpraxis, 29 Prozent in einer Praxis mit mehreren Behandlern.

Viele der befragten Zahnärzte (64 Prozent) bemängeln den hohen Zeitaufwand, den sie aktuell für Abrechnungen, Organisation und Dokumentation betreiben müssen. Die Digitalisierung kann hier unterstützend eingreifen: Mit ihrer Hilfe könnten administrative Aufgaben reduziert und Arbeitsabläufe vereinfacht und beschleunigt werden. Das dürfte erklären, warum eine Mehrheit der Befragten, nämlich 68 Prozent, bereit ist, diese organisatorischen Prozesse künftig digital durchzuführen.

Zahnärzte sollten die Digitalisierung aktiv angehen

Dies sind anscheinend gute Voraussetzungen, um die Digitalisierung voranzutreiben. Doch es gibt auch Bedenken. Wie kann man solche Bedenken ausräumen und was können Zahnärzte tun, um sich auf die Digitalisierung vorzubereiten? Wir haben bei Jan Schellenberger, CTO der Health AG, nachgefragt.

Health Relations: Was bremst die Digitalisierung nach Meinung der Zahnärzte aus?

© Health AG

Jan Schellenberger: Als mögliche Barriere der Digitalisierung wird zuallererst der zeitliche Aufwand genannt. 88 Prozent der Zahnärzte sind der Meinung, dass die Digitalisierung ihrer Praxis viel Zeit kostet. 70 Prozent glauben, dass Bedenken bezüglich der Datensicherheit eine Hürde darstellen. Das zeigt, dass Zahnärzte ein Angebot brauchen, dem sie vertrauen können, also eine Digitalisierungslösung, die zuverlässig und sicher auf Grundlage deutscher oder europäischer Datenschutzgesetze umgesetzt wird. Eine Mehrheit der Zahnärzte (66 Prozent) vermutet außerdem, dass sie die Digitalisierung viel Geld kosten wird und 58 Prozent glauben, dass das technische Wissen bzw. die Beratung für die Umsetzung eine mögliche Barriere darstellen.

Health Relations: Was sollten die Zahnärzte tun, um digital nicht abgehängt zu werden?

Jan Schellenberger: In erster Linie: sich informieren und mitwirken. Lesen Sie Artikel in der Fach- und Wirtschaftspresse, hören Sie Podcasts oder besuchen Sie Veranstaltungen, auf denen Digitalthemen diskutiert werden. Wer mehr möchte, kann die Entwicklung neuer, digitaler Produkte unterstützen, zum Beispiel als Co-Evolutions-Partner (Health Relations berichtete) und so den Wandel aktiv mitgestalten. 68 Prozent der Zahnärzte haben das bereits erkannt und wollen ihre Praxisabläufe digitalisieren.

„Es ist nicht so, dass die Zahnärzte auf die IT-Unternehmen angewiesen sind. Im Gegenteil: Die Firmen sind auf die Zahnärzte und ihr Wissen angewiesen.“

Health Relations: Viele Zahnärzte trauen sich nicht an die Digitalisierung heran, weil ihnen das nötige technische Wissen fehlt. Was könnte helfen, ihnen diese Hemmungen zu nehmen?

Jan Schellenberger: Alldiejenigen möchte ich einladen, pro aktiv auf uns Firmen zuzugehen. Denn es ist nicht so, dass die Zahnärzte auf die IT-Unternehmen angewiesen sind. Im Gegenteil: Die Firmen sind auf die Zahnärzte und ihr Wissen angewiesen. Produkte sollten so entwickelt werden, dass kein tiefes IT-Wissen benötigt wird. Einfach und intuitiv. Um das zu erreichen, brauchen wir die Fragen und Beiträge der Zahnärzte. Lassen Sie uns also die Produkte der Zukunft gemeinsam entwickeln. Nur so kann Digitalisierung wirklich gelingen.

Health Relations: Gibt es weitere Ergebnisse ihrer Untersuchung, die Sie bemerkenswert fanden?

Jan Schellenberger: Wir haben die Zahnärzte auch um eine Einschätzung zum Thema Patienten gebeten und herausgefunden, dass die Mehrheit (64 Prozent) glaubt, Patienten im Alter von 18 bis 35 Jahren würden mehr digitale Angebote erwarten, wie z. B. ein umfangreiches Informationsangebot im Internet oder die Möglichkeit der Online-Terminvereinbarung. Die befragten Zahnärzte rechnen künftig mit einer wachsenden Erwartungshaltung von Patienten (86 Prozent). So macht rund ein Drittel der befragten Zahnärzte (37 Prozent) die Erfahrung, dass junge Patienten vermehrt nach Terminen in Randzeiten beziehungsweise an Samstagen fragen. Außerdem kommt die Gruppe der 18-35-Jährigen immer öfter vorinformiert in die Praxis und hinterfragt vermehrt die Behandlung. Das erleben 53 Prozent der Zahnärzte so. Die junge Generation ist also digital affiner und möchte mehr Service. Daher ist Abwarten keine Option, die Zahnärzte sollten sich mit ihren Angeboten schnellstmöglich auf die neuen Anforderungen einstellen.

Jan Schellenberger arbeitet als CTO bei der Health AG und verantwortet die Bereiche Business Development, IT, Prozess- und Beschwerdemanagement.

Beitragsbild: © iStock.com/a-image

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