APONTIS PHARMA: Börsengang und Wachstumspläne

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CEO Karlheinz Gast © APONTIS PHARMA
Karlheinz Gast ist CEO der APONTIS PHARMA. Das Unternehmen ist kürzlich an die Börse gegangen. Im Interview berichtet er, wie die Erlöse u.a. für den Ausbau des Marketings genutzt werden sollen und welchen Stellenwert Nachhaltigkeit in seiner Firma hat.

Health Relations: Apontis ist dieses Jahr an die Börse gegangen. Was waren die Gründe dafür?

Karlheinz Gast: Für uns war und ist es wichtig, unsere weiteren Wachstumspläne solide finanzieren zu können. Hierzu gehören in erster Linie unsere Eigenentwicklungen und Lizenzierungen im Bereich besonders effizienter Single Pills, vorwiegend im kardiovaskulären Bereich. Wir wollen zudem unseren Führungsanspruch in diesem Segment durch die Intensivierung unserer Marketing- und Vertriebsaktivitäten stärken. Ausgewählte wertsteigernde Akquisitionen sind für uns ebenso ein Thema. Auf diese Weise ergänzen wir unser Portfolio und erweitern das Indikationsspektrum.

Health Relations: Sie wollen also in das Marketing intensivieren. Dazu soll auch ein Teil der Erlöse des Börsengangs verwendet werden. Welchen Bereich Ihres Marketings wollen Sie weiter ausbauen und welche Kanäle sind für Sie am wichtigsten?

Karlheinz Gast: Grundsätzlich wollen wir allen Anspruchsgruppen im Prozess gerecht werden und verfolgen hierzu einen dreistufigen Ansatz. Wir arbeiten mit wichtigen Entscheidern aus der Gesundheitsbranche zusammen. Ärztinnen und Ärzten kommt hierbei eine besonders wichtige Rolle zu. Unser Ziel ist es, sie vom Single Pill-Therapiekonzept zu überzeugen und die Verschreibungspraxis von einer losen Kombination der Einzelmedikamente hin zur Single Pill zu verändern. Zudem möchten wir natürlich Patienten, die bereits eine lose Kombination einnehmen, die Vorteile der Single Pill näherbringen. Die dritte Gruppe betrifft die Kostenträger der Therapie. In diesem Bereich konnten wir bereits einen großen Erfolg verbuchen. Fürsprache erhält die Single Pill-Therapie bei Patienten mit Bluthochdruck aktuell von der AXA Krankenversicherung.

Health Relations: Auf dem Single-Pill-Markt sind Sie nicht alleine. Wie wird er sich in Zukunft entwickeln und wie wollen Sie ihn mitgestalten?

Karlheinz Gast: Die Herausforderungen für Gesundheitskonzerne bestehen seit jeher darin, besonders wirksame und effiziente Medikamente zu entwickeln. Single Pills erfüllen diesen Anspruch. Unsere Präparate vereinen bis zu drei Wirkstoffe in einer einzigen Pille. So bieten wir Hypertonie- und Hyperlipidämie-Patienten eine besonders erfolgversprechende und effiziente Therapieform an. Die wissenschaftlichen Ergebnisse der START-Studie belegen klar die Wirksamkeit unseres Ansatzes. Gepaart mit unserer langjährigen Expertise – seit 2013 haben wir acht Präparate in den Markt eingeführt – sind wir optimistisch, einen wichtigen Beitrag zur Therapie von alleine 22 Millionen diagnostizierten erwachsenen Hypertonikerinnen und Hypertonikern leisten zu können.

„Wir setzen bereits seit längerer Zeit auf ein hybrides Modell und verbinden somit das Beste aus zwei Welten.“

Health Relations: Ihr Außendienst war während Corona nur sechs Wochen im Homeoffice und hat nebenbei auch zu Praxisstrukturen beraten?

Karlheinz Gast: Ja, wir setzen bereits seit längerer Zeit auf ein hybrides Modell und verbinden somit das Beste aus zwei Welten. Die Einschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie waren ein Härtetest, den unser gesamtes Team im Allgemeinen und unser Außendienst im Speziellen auf beste Weise bestanden haben. Unsere Außendienst-Mitarbeitende haben unermüdlich wichtige Beiträge geleistet, damit vor allem chronisch erkrankte Patienten weiter versorgt werden konnten. Unser Außendienst wurde durch unsere Digitalkanäle „Erfolgsrezept direkt“ bzw. „Erfolgsrezept Online“ sowie diverse digitale regionale bzw. überregionale Fortbildungs-Initiativen unterstützt, wodurch wir unmittelbaren Kontakt zu Ärztinnen und Ärzten sicherstellen konnten.

Health Relations: Welche Learnings haben Sie aus dieser Erfahrung gezogen und wie wollen Sie den Außendienst künftig gestalten?

Karlheinz Gast: Wir haben festgestellt, dass ein rein digital-gestütztes wissenschaftliches Produktgespräch den persönlichen Dialog vor Ort nicht ersetzen kann. Daher hatten wir einen effizienteren Zugang im Vergleich zum Wettbewerb und haben gelernt, dass Außendienst im Homeoffice nicht funktioniert. Beides schließt sich also nicht nur sprachlich, sondern auch in der Praxis aus.

„Ein rein digital-gestütztes wissenschaftliches Produktgespräch kann den persönlichen Dialog vor Ort nicht ersetzen.“

Health Relations: Kommen wir zu einem anderen Thema: Nachhaltigkeit wird für immer mehr Unternehmen wichtig. Welche Rolle spielt es bei Ihnen?

Karlheinz Gast: Nachhaltigkeit ist ein sehr wichtiges Thema, dem wir uns bei APONTIS PHARMA mit großem Engagement und tiefster Überzeugung zuwenden. Nach unserem Börsengang, der viele Kapazitäten in der Verwaltung gebunden hat, sind wir zuversichtlich, dass wir bereits im nächsten Jahr zum ersten Mal einen Abschnitt zu Environment-Social-Governance-Kriterien (ESG) in die Präsentation unseres Jahresberichts 2021 aufnehmen werden. Auf diese Weise wollen wir kontinuierlich und transparent kommunizieren, welche Nachhaltigkeitsziele wir verfolgen und welche Maßnahmen wir ergreifen. Natürlich legen wir bereits jetzt schon unseren Fokus darauf, vorwiegend durch das Single Pill-Konzept (Verpackungs- und Alu-/Alu-Blister-) Müll zu vermeiden bzw. Emissionen auf ein Mindestmaß zu reduzieren und stellen unsere Mitarbeitenden als wichtigstes Asset klar in den Mittelpunkt.

Health Relations: Und wie setzen Sie das Thema firmenintern?

Karlheinz Gast: Berücksichtigung und Förderung von Diversität, Chancengleichheit und Angebote, um sich als Mitarbeitende weiterzuentwickeln, sind wichtig bei APONTIS PHARMA. Der Fortschritt unserer Maßnahmen wird in regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen überprüft. Zudem haben wir uns zur Einhaltung des Deutschen Corporate Governance Kodex verpflichtet.

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