Wie tickt der digitale Patient?

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Dr. Alexander Schachinger, Gründer und Geschäftsführer von EPatient Analytics
Dr. Alexander Schachinger, Gründer und Geschäftsführer von EPatient Analytics
Ein direkter Draht zu Patientinnen und Patienten ist heute ein Muss in der kommunikativen Klaviatur von Healthcare- und Pharmaunternehmen. Mit EPatient Analytics erhebt und sammelt Dr. Alexander Schachinger Daten rund um das Digitalverhalten der deutschen Patientenschaft – und ermöglicht Arzneimittelherstellern damit neue Einblicke in die Lebenswelt ihrer Zielgruppen.

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Längst gehen Healthcare- und Pharmaunternehmen in die direkte Kommunikation mit Patient:innen. Im Rahmen ihrer Patient Relations adressieren sie Patient:innen über Websites, rufen Selbsthilfegruppen ins Leben, laden zu Events, beschäftigen eigene Patientenbeauftragte usw. Seit einiger Zeit aber nimmt die Patientenkommunikation nochmals Fahrt auf: „Das liegt am Dauerthema Digitalisierung, das immer stärker auch im Gesundheitssektor ankommt“, sagt Dr. Alexander Schachinger, Gründer und Geschäftsführer von EPatient Analytics. „Gewisse Bevölkerungsgruppen wünschen sich digitale Gesundheitsleistungen. Angebote wie Tracking- oder Coaching-Apps werden immer beliebter. Die Nachfrage nach digitalen Gesundheitsservices erreicht jetzt eine kritische Masse.“

Mischung aus analog und digital als Gold-Szenario

Seit 2010 veröffentlicht Schachingers Unternehmen den EPatient Survey. Die inzwischen jährlich durchgeführte, demoskopische Analyse unter 6.000 Befragten erhebt Zielgruppendaten zu E-Health-Nutzer:innen und digitalen Patient:innen. In den vierzehn Jahren seit dem ersten Erscheinen der Umfrage hat er markante Veränderungen festgestellt. Damals, erzählt er, waren Angebote wie Patientenforen, Websites oder erste Gehversuche in Sachen Apps verbreitet. Es folgten erste klinisch geprüfte Anwendungen im Rahmen von RCT-Studien und dann zunehmend Angebote aus der DiGA- und Startup-Welt.

Die nächste Entwicklungsstufe zeichnet sich bereits ab: „Bisher gab es im digitalen Bereich vor allem Stand-Alone-Lösungen. Jetzt beobachten wir eine beginnende Verflechtung mit der klassischen Vor-Ort-Medizin. Wenn zum Beispiel ein Patient mit Hüftprothese vor Ort behandelt wird und dann ein Online-Programm zur Nachsorge an die Hand bekommt: Solche eine Mischung aus analog und digital ist natürlich das Gold-Szenario für die Patient:innen.“

Digitale Gesellschaft erwartet digitale Gesundheitslösungen

Der Trend zum Digitalen in der Health-Branche ist laut Alexander Schachinger aus anderen Sektoren gelernt und wurde durch die Corona-Pandemie zusätzlich befeuert. Egal ob im Online-Banking, beim Streaming von Videos, beim Shopping, Buchen von Urlauben oder im Carsharing: In einer digitalen Gesellschaft erwarten die Menschen entsprechende Lösungen auch in ihrer Gesundheitsversorgung.

„Die Menschen warten nicht, sie improvisieren“

Das zeige sich sehr schön am Beispiel E-Rezept, erzählt der Digitalexperte: „Unsere Zahlen machen deutlich, dass bis zu 18 von 100 deutschen Durchschnitts-Internetnutzern schon einmal ein Rezept mit ihrem Smartphone verarbeitet haben. Sie haben also nicht auf die E-Rezept-App gewartet, sondern ihr Rezept einfach abfotografiert und etwa per WhatsApp an eine Apotheke geschickt. Die Menschen warten nicht, sie improvisieren. Die Folge ist ein Flickenteppich an Insellösungen. Deshalb brauchen wir in Deutschland dringend eine professionelle E-Health-Infrastruktur.“

Konsolidierte Daten für valide Zielgruppen-Einblicke

Was es dafür unter anderem braucht: mehr und bessere Erkenntnisse über die digitale Patientenschaft. Mit EPatient Insights hat EPatient Analytics kürzlich eine Plattform gestartet, auf der Arzneimittelhersteller, Krankenversicherungen, Behörden und Co. passgenaue Informationen über ihre relevanten Zielgruppen abrufen können. Dort finden sie Daten zu monothematischen Schwerpunkten. Diese stammen nicht nur aus eigenen Erhebungen, sondern auch aus anderen, verlässlichen Quellen wie best for planning, der Gematik oder von Ämtern, die über aussagekräftige Sozialstruktur- oder Regionaldaten verfügen.

Wie digital ticken Menschen mit einer gewissen Diagnose? An welchen Touchpoints sind sie am besten erreichbar? In welchen Städten und Landkreisen gibt es besonderes DTx-Potenzial, auch in Abhängigkeit von den dortigen Verordnenden? Welche DiGA und Apps gibt es bereits rund ums Thema Rheuma? Nutzen können die Arzneimittelhersteller diese Informationen auf vielfältige Weise: von der Entwicklung neuer, digitaler Angebote bis hin zum Aufsetzen einer Disease-Awareness-Kampagne oder Patient Journey.

„Die Hersteller in Deutschland sind recht offen und pilotieren Innovationen aus dem Unternehmen heraus. Hierin liegt eine große Chance und ich bin mir sicher, dass sich in den nächsten Jahren viel bewegen wird in Sachen digitaler Gesundheitsanwendungen – und auch mit Blick auf deren Verflechtung mit der analogen, klassischen Medizin“, sagt Alexander Schachinger abschließend. „Hierbei erscheint eine faktenbasierte Strategie, welche das Rx-Kerngeschäft mit DTx-Ansätzen so effizient wie möglich verbindet, derzeit am zielführendsten.“

Fazit

Mit dem zunehmenden Wunsch vieler Menschen nach digitalen Services im Gesundheitssektor rückt die direkte Kommunikation mit Patient:innen noch stärker in den Fokus von Healthcare und Pharma. Voraussetzung für die Entwicklung erfolgreicher Angebote und Kampagne ist eine genaue Zielgruppenkenntnis. Diese sollte auf validen Daten beruhen.

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