Who’s who: Markus Hanauer, Gründer und Geschäftsführer von Spirit Link

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Spirit-Link-Geschäftsführer Markus Hanauer über neue Formen der Kunden-Agenturbeziehung auf Healthrelations.de
Experimentierfreudig: Markus Hanauer von Spirit Link. © Spirit Link
Markus Hanauer, Gründer und Geschäftsführer von Spirit Link, ist seit 20 Jahren im Healthcare-Geschäft aktiv. Rendite steht bei ihm nur auf Platz 3, nach Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit. Genau das ist Teil des Erfolgsrezepts, sagt er.

Für Markus Hanauer und sein Team von Spirit Link war es ein erfolgreiches Jahr. Und ein arbeitsreiches. Erfolgreich, weil die Agentur mit Sitz in Erlangen bereits zum siebten Mal in Folge von Great Place to Work als einer der besten Arbeitgeber Deutschlands in der Kategorie „Unternehmen mit 50 – 100 Mitarbeitern“ ausgezeichnet worden ist. In diesem Jahr ergatterte Spirit Link sogar den zweiten Platz.

Arbeitsreich, weil dieser Erfolg nicht von selber kommt. Er bedeutet – genau – Arbeit. Wer sich schon einmal mit Change Kommunikation beschäftigt hat, der weiß, wie aufwendig diese ist, wenn man sie ernsthaft betreibt. Markus Hanauer hat sich inzwischen bewusst zu einem großen Teil aus dem operativen Geschäft seiner Agentur zurückgezogen, um sich ganz auf die organisatorischen Dinge konzentrieren zu können:  „Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterzufriedenheit und Rendite. Das sind unsere drei Säulen.“ Rendite kommt bewusst erst an dritter Stelle. „Wir glauben daran, dass glückliche Mitarbeiter den besseren Output liefern, der Kunde happy und der Erfolg nachhaltiger ist. Und dann stimmt auch die Rendite“, fasst der dreifache Vater  zusammen.


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1.) Risiko oder Sicherheit? Ich bin körperlich ein Schisser, bei geistigen, seelischen oder Kopfthemen ein Risikotyp.
2.) Spielen: Analog oder digital? Beides, aber lieber analog mit Menschen am Tisch.
3.) Frühaufsteher oder Spätzünder am Morgen? Frühaufsteher, schon wegen der Kinder. Aber ich bleibe auch lange wach. Ich schaue einfach, dass ich meine 6-7 Stunden Schlaf kriege.


„Wir machen eine höhere Rendite als viele von unseren Mitbewerbern, obwohl wir eine niedrigere Projektarbeitszeitrate haben“, sagt er.  Projektarbeitszeitrate, das ist die Arbeitszeit, die in Kundenprojekte fließt. In vielen Agenturen, so Hanauer, seien das vier von fünf Arbeitstagen, ein Tag würde in das Agenturleben und interne Workflows investiert. Das entspräche einem Verhältnis von 80:20 Prozent. “Wir bei Spirit Link machen das bewusst anders. Wir haben ein Verhältnis von 65:35 Prozent, beschäftigen uns viel stärker mit dem gemeinsamen Lernen und Entwickeln.“  Dabei geht Hanauer auch neue und teils wenig etablierte Wege. Wer wissen möchte, wie Unternehmens- und Arbeitsstrukturen abseits der üblichen Organigramme aussehen könnten, sollte einen Abstecher nach Erlangen wagen. Jüngstes Projekt: Die freie Führungskräfte-Wahl.

Kompetenzprofile statt Art Director

“Mitarbeiter können aus einem Pool von Führungskräften ihre persönliche Führungskraft auswählen. Denn ob eine Führungskraft zu mir passt, hängt auch von meiner persönlichen Entwicklung ab. Wenn ich beispielsweise ein Familienmitglied pflege und deshalb beruflich einen Gang zurückschalten muss, dann benötige ich eine Führungskraft, die mich auch emotional unterstützt. Wenn ich eher challengeorientiert bin, brauche ich eine Führungskraft, die mich pusht und regelmäßig Feedback gibt.“ Parallel zu dieser Entwicklung löste Hanauer ein Großteil der Abteilungen und Mitarbeiterrollen auf. Art Director? Gibt es nicht mehr. Stattdessen gibt es Kompetenzprofile, entwickelt von den Mitarbeitern selber. Nur in der Verwaltung blieben die Strukturen unangetastet. Think outside the box? Besser: Think without boxes. Der 42-Jährige spielt gerne auf neuen Spielfeldern, um Mitarbeiterpotentiale freizulegen. „Ob die freie Führungskraftwahl funktioniert? Das wissen wir in zwei Jahren.“

“Ich habe kein Problem damit, mich hinzustellen und zu sagen:
Leute, das habe ich falsch gemacht.“

Markus Hanauer selber landete vor mehr als 20 Jahren in der Healthcare-Branche. Nach seinem Zivildienst machte er ein siebenmonatiges Praktikum in der Medizintechnik und im Marketing bei Siemens. Die Verbindung zur Branche blieb auch nach dem Praktikum. Er studierte BWL und trieb gleichzeitig seine Digitalberatung für Medtech-Unternehmen voran. Die Aufträge wurden mehr, er holte Freunde ins Boot, „meine Nerd-Kumpels“,  sagt er. Mit 21 Jahren kam der Punkt der Entscheidung: Er erkrankte an Gürtelrose. Zu viel Stress, zu viel Arbeit. Er ließ das Studium sausen – und gründete eine GmbH mit Freunden.

Heute, zwei Jahrzehnte später, hat die Agentur 60 Mitarbeiter. Der Weg zu der erfolgreichen, mittelständischen Agentur hat auch mit Misserfolgen zu tun.   „Lernen durch Krisen war superwertvoll”, sagt Markus Hanauer. Damit meint er Szenen wie diese:  „Der Anruf der Bank nach den ersten zwei Jahren als Unternehmer: ‘Herr Hanauer, sie sind insolvent’. Und dann den Urlaub abzusagen und mit dem Steuerberater herauszufinden: Wir sind nicht insolvent. Aber es ist super knapp, weil ich viel zu sehr auf Wachstum statt auf Rendite geschaut habe.“ 
Eine Agentur zu führen, habe viel zu tun mit Ausprobieren, und dabei komme es immer wieder zu Fehlern oder falschen Entscheidungen. Sein Rezept im Umgang mit diesen: Transparenz. „Ich habe kein Problem damit, mich hinzustellen und zu sagen: Leute, das habe ich falsch gemacht. Offen über Fehler reden und darüber, woran es lag. Das ist oft das schwerste. Aber das muss sein. Das musste auch ich erst einmal lernen.“

Die Kunst ist es wohl, auch eine Menge richtiger Entscheidungen zu treffen. Das scheint hier der Fall zu sein. 2020 zieht Spirit Link innerhalb Erlangens in größere Räumlichkeiten um und will expandieren auf rund  80 bis 90 Mitarbeitern.

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