Pharma-Apps: Viel Spreu, wenig Weizen

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Über 150.000 Apps gibt es auf dem Gesundheitsmarkt, aber nur wenige erreichen den Nutzer. Daran krankt es – und so entwickeln Sie eine erfolgreiche App.

App-Untersuchung von Smartpatient
Infografik zur Untersuchung von Smartpatient. Bei Klick gibt es die große Ansicht.

Schon 2015 fand das Münchener Start-Up SmartPatient* heraus, dass sich 66 % der Downloads von Gesundheits-Apps auf nur zehn Anwendungen vereinen – der sogenannte Long Tail ist also ganz schön lang. 359 Apps von 20 Pharma-Unternehmen in Großbritannien, in den USA und in Deutschland wurden untersucht, wovon die Hälfte den Patienten und weitere 36 % den Mediziner ansprechen.

Der Funktionsumfang der untersuchten Anwendungen machte einen mauen Eindruck: Die allermeisten Apps hatten nicht mehr als zwei Funktionen. Auch schien in puncto Updates das „One and done“-Fieber zu grassieren. Da wundert es nicht, dass 349 der untersuchten Miniprogramme der Bedeutungslosigkeit anheim fielen. Also sehen wir uns lieber die besten drei Apps an – Lernen von den Großen!

Aus der Studie: Die Top 3 der Pharma-Apps nach Downloads

Die Diät-App von Sanofi

Platz 1: Go Meals von Sanofi

Nur für US-Bürger: Die Diät-App zum Kalorienzählen, Activity- und Blutzucker-Messen inklusive Restaurantfinder und Synchro-Funktion. Ganz nebenbei werden auf der Website zur App noch die Insulin-Produkte aus dem Sanofi-Sortiment beworben.

Den Kommentaren zufolge wird diese App auch schon mal vom amerikanischen Hausarzt empfohlen.

Letztes Update: April 2016

:: Im AppStore :: Im Google-Play-Store

Die Pollenflug-App ClaritynPlatz 2: Die Pollen-App von Bayer Healthcare

Nur für Briten: Die App mit dem dezenten Hinweis auf Bayers Allergie-Schlager Clarityn warnt Betroffene lokal vor Pollenflug, auch Vorhersagen gibt es. Der Nutzer kann außerdem ein Tagebuch über seine Heuschnupfen-Symptome führen und persönliche Pollenflug-Alerts einrichten.

Letztes Update: Juni 2016

:: Im AppStore :: Im Google-Play-Store

 

Platz 3: 7 Minute Workout von Johnson & Johnson

Über 1.000 Übungen bietet diese App, so dass man sich – begleitet von seiner eigenen Musik – täglich sieben Minuten lang fithalten kann. Dazu gibt es unterschiedliche Levels, Challenges und Videos.

Die App gibt es auch fürs Tablet und die Apple Watch.

Letztes Update: August 2016

:: Im AppStore :: Im Google-Play-Store

 

Zu bedenken ist, dass die oben genannten Apps nicht die ersten Plätze der Kategorie „Gesundheit & Fitness“ in den beiden Stores belegten, sondern lediglich die bestplatzierten Anwendungen aus der Pharmabranche waren. Ein Blick auf die aktuellen Charts zeigt, dass die vorderen Ränge eher von Fitbit, den Weight Watchers oder der „7 Minute Workout Challenge“ von HealthXperts Inc. belegt werden.

Was gilt es also zu beachten, um zur Spitze aufzuschließen und eine Gesundheits-App anzubieten, die funktioniert?

Die Goldenen Regeln für die Entwicklung einer App

  1. Bieten Sie einen Nutzen
    48 % der untersuchten Apps waren reine Informationsangebote – zu einem bestimmten Produkt oder dem Sortiment eines Herstellers. Um ganz offen zu sein: Das braucht außerhalb einer Markteinführung im Rahmen einer Messe kein Mensch. Natürlich können Sie ein App-Konzept um ihr Spitzenprodukt herumbauen (siehe Clarityn), aber der User sollte im täglichen Leben von Ihrer Anwendung profitieren.
  2. Bieten Sie mehr als einen Nutzen
    Wie oben schon angeführt, hatten über 80 % der Apps nur zwei oder weniger Funktionen. Daneben geht ja jede Küchenwaage als Schweizer Taschenmesser durch. Kein Konsument macht dafür Speicherplatz auf seinem Smartphone frei.
  3. Bleiben Sie dran
    Ermuntern Sie Ihre Nutzer zu Bewertungen und Kommentaren, und reagieren Sie darauf. Bearbeiten Sie Support-Anfragen und veröffentlichen Sie Updates. Seien Sie keine Eintagsfliege, sondern entwickeln Sie sich und Ihre App mit ihren Usern weiter.

Wer dann noch ein paar Schritte weitergehen möchte, beschäftigt sich außerdem mit dem Thema Gamification oder den Kriterien zum Ausschluss von Haftungsrisiken. Und wirft vielleicht einen Blick auf die Healthcare-Startups, die die bisherigen Erfolgs-Apps entwickelt haben.

Ein Tipp zum Schluss: Es ist keine Schande, eine App zu einem Thema anzubieten, das schon abgedeckt wird. Zu dem berühmten Sieben-Minuten-Workout gibt es weltweit hunderte Interpretation – und scheinbar immer noch Platz für eine mehr.

 

* Nicht in diesem Ranking, aber im Apple- und im Google-Store erhältlich: Die Behandlungsunterstützungs-App „MyTherapy“ von Smartpatient.

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