Takeda: Erfindergeist im Kampf gegen Seltene Erkrankungen

523
Heidrun Irschik-Hadjieff ist Geschäftsführerin von Takeda in Deutschland © Takeda
Heidrun Irschik-Hadjieff von Takeda spricht über die Innovationskraft und den Erfindergeist der Pharmabranche und speziell bei Takeda. Was bedeutet es für den Bereich Seltene Erkrankungen und welche Rolle können digitale Technologien bei Lösungen für Patienten spielen?

Heidrun Irschik-Hadjieff ist Geschäftsführerin von Takeda in Deutschland. Takeda ist ein forschungsgetriebenes, global tätiges biopharmazeutisches Unternehmen mit Hauptsitz in Japan, das in diesem Jahr sein 240-jähriges Bestehen hat.

Health Relations: Ihr Unternehmen ist in einem Bereich der Pharma tätig, in dem Innovationskraft und Erfindergeist gefragt sind. Was würden Sie sagen, was zeichnet die Innovationskraft von Takeda aus?

Heidrun Irschik-Hadjieff: Jeder Tag beginnt bei uns mit der Frage „Was können wir mehr für unsere Patienten tun?“. Das ist unser Antriebsmotor, mit dem wir Therapien für die Gebiete Onkologie, Seltene Genetische Erkrankungen & Hämatologie sowie Neurowissenschaften und Gastroenterologie entwickeln. Insbesondere für ca. 95 Prozent der Seltenen Erkrankungen gibt es bisher noch keine Therapie. Allein dieser immense Bedarf beflügelt den „Erfindergeist“ bei uns enorm. Wir verstehen uns bei unserer Arbeit stets als Partner unserer Patienten und suchen nicht nur für, sondern stets gemeinsam mit den Patienten und ihren Angehörigen nach neuen Lösungen. Dadurch schaffen wir eine vertrauensvolle Basis und finden neue Ansätze, auch über die reine Therapie hinaus.

Health Relations: In den letzten Jahren ist es nicht unbedingt leichter für Pharmafirmen geworden, Innovationen auf den Markt zu bringen: Kostendruck, veränderte Marktbedingungen, die digitale Transformation sind nur ein paar der Herausforderungen, die die Pharmabranche derzeit bewältigen muss. Wie können sich Unternehmen aufstellen, damit sie diesen gewachsen sind?

Heidrun Irschik-Hadjieff: Takeda blickt auf 240 Jahre Erfahrung zurück und es war schon immer Teil unserer Tradition, für unsere Patienten Innovationen anzutreiben. Bei uns haben sich besonders der Einsatz in Forschung, Agilität und Lösungsorientierung bewährt. Dabei setzen wir insbesondere auf neue Forschungszweige und entwickeln umfassende Lösungen für unsere Patienten – im digitalen Bereich zum Beispiel mit Apps oder einem Diagnose-Gerät für Zuhause, das wir aktuell als Teil unserer Takeda Precision-Health-Initiative entwickeln.

„Bei uns haben sich besonders der Einsatz in Forschung, Agilität und Lösungsorientierung bewährt.“

Health Relations: Die Corona-Krise hat die Arbeit der Pharmafirmen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Das hatte auch gestiegene Erwartungen an die Branche zur Folge, die vielleicht nicht immer realistisch waren. Was braucht man als Firma um den eigenen Erwartungen und auch denen von außen gerecht zu werden? Und wie gehen Sie damit um?

Heidrun Irschik-Hadjieff: Gerade während der COVID-19-Pandemie war uns die Konzentration auf den Kern unserer Arbeit wichtig: im Sinne unserer Patienten zu handeln und auf ihre Bedürfnisse und Erwartungen zu reagieren. Es gibt einen starken Trend in Richtung Telemedizin, um Patienten mit chronischen Erkrankungen adäquat medizinisch zu versorgen. Diesen Trend hat die Pandemie zusätzlich beschleunigt. Wir haben unsere Aufmerksamkeit noch stärker auf das Thema Telemedizin gelenkt, um den Austausch zwischen Patient und Arzt zu erleichtern – und das über die Pandemie hinaus.

Health Relations: Wie beeinflusst die Digitalisierung allgemein Ihre Arbeit und welche Folgen hat sie für die Innovationskraft?

Heidrun Irschik-Hadjieff: Künstliche Intelligenz (KI) ist ein extrem wertvolles Tool für den Bereich der Seltenen Erkrankungen. Es gibt etwa 6.000-8.000 Seltene Erkrankungen, die ein Arzt nicht alle kennen kann. KI kann bei der schnelleren Erkennung einer Seltenen Krankheit unterstützen und die Diagnose beschleunigen. Da 80 Prozent der Seltenen Erkrankungen genetischen Ursprungs sind, sehen wir insbesondere in der Genomsequenzierung großes Potenzial, eine Seltene Erkrankung künftig schon sehr früh erkennen zu können.

Über Takeda
Über Takeda Takeda ist ein global führendes, wertebasiertes, forschendes biopharmazeutisches Unternehmen mit Hauptsitz in Japan. Der Konzern hat sich der Erforschung und Bereitstellung lebensverändernder Therapien verschrieben. Takeda fokussiert seine Forschung auf vier Therapiegebiete: Onkologie, Seltene Genetische Erkrankungen & Hämatologie sowie Neurowissenschaften und Gastroenterologie. Außerdem investiert Takeda zielgerichtet in Forschungsaktivitäten in den Bereichen Plasmabasierte Therapien und Impfstoffe. Takeda in Deutschland gehört mit rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den größten Landesgesellschaften von Takeda.

Health Relations: Sie sprachen eben die Telemedizin an. Für wen hat diese einen besonderen Nutzen?

Heidrun Irschik-Hadjieff: Für Patienten ist die Telemedizin ein spannendes Feld. In der Hämophilie steht bald ein digitales Diagnose-Gerät zur Verfügung, das dabei hilft, Daten in Echtzeit zu analysieren und dadurch mehr Planbarkeit im Alltag schenkt. Wir forschen aktuell an weiteren technologischen Lösungen für Zuhause und sehen großes Potenzial in diesen Therapie-Ergänzungs-Tools.

Health Relations: Sie wollen als Unternehmen Innovationen vorantreiben, doch welche  Bedingungen brauchen Sie als Pharmaunternehmen im Markt, um innovativ zu sein?

Heidrun Irschik-Hadjieff: Erstens die Motivation und gute Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Zweitens den Zugang zu Forschungsdaten: Auch hier ist der Bereich der Seltenen Krankheiten ein besonderer, da aufgrund der kleinen Patientengruppen Daten schwieriger erfassbar sind und wir stärker auf globalen Austausch angewiesen sind. Übergreifend ist für uns – weiterhin – die Akzeptanz der Pharmaindustrie seitens Gesellschaft und Politik wichtig, an der wir stets durch unseren offenen und proaktiven Austausch mit Entscheidern, ob nun in einem Think-Tank oder anderen Plattformen, arbeiten.

Health Relations: Austausch ist also wichtig. Welche Rolle spielt denn die Interaktion mit Ärzten und Patienten bei der Entwicklung von Innovationen? Hat sich diese im Laufe der Zeit geändert?

Heidrun Irschik-Hadjieff: Patienten verstehen heute ihre Rolle immer aktiver und möchten von ihrem Arzt viel mehr über ihre Krankheit und die Therapiemöglichkeiten wissen als früher. Dadurch entsteht ein Dialog zwischen beratendem Arzt und Patient. Als Partner der Patienten sehen wir uns in der Verantwortung insbesondere darin, Patienten umfassend zu informieren. Dazu gehört auch die Etablierung von Plattformen für Patienten und Angehörige, in denen in einem geschützten Raum Austausch stattfinden kann. Dadurch können wir Patienten und Ärzte bestmöglich dabei unterstützen, ihre Zeit im Termin effizient zu nutzen, um gemeinsam mit dem Arzt den für sie passenden Therapieweg zu finden. Für unseren partnerschaftlichen Ansatz bei Takeda wurden wir erst im Februar 2021 mit dem Black Pearl Award der europäischen Dachorganisation für Patient:innen mit Seltenen Erkrankungen, EURORDIS, für Patientenengagement ausgezeichnet.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein