Wie digital sind Tierärzte?

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© Vasyl / Adobe Stock
Tierärzte galten bisher als eher zurückhaltend, wenn es um die Digitalisierung geht. Ist das tatsächlich so? Wie digital sind Tierärzte und wofür nutzen sie das Internet beruflich? Eine Untersuchung der vetproduction GmbH gibt darüber Aufschluss.

Ein Ergebnis der Untersuchung, bei der 200 Tierärzte unterschiedlichen Alters befragt wurden: Tierärzte nutzen das Internet durchaus viel für berufliche Zwecke . 70 Prozent der Befragten gaben an, starke bis sehr starke Nutzer zu sein. Die überwiegende Mehrheit (91 Prozent) sind beruflich online, um sich zu bestimmten Krankheitsbildern zu informieren. Dabei schätzen 90 Prozent die schnelle Verfügbarkeit von Fachinformationen.

Dass Tierärzte digital unterwegs sind, weiß auch Katharina Kalinin, Online-Marketing & Social-Media-Manager, vetproduction GmbH. Das ist für sie auch nicht weiter verwunderlich: „Wie auch in anderen Berufsfeldern und Lebensbereichen ist der Einsatz von digitalen Kommunikations- und Informationsmitteln bei Tierärzten selbstverständlich„, sagt sie. Wer immer noch analog arbeitet, wird das in Zukunft ändern müssen, denn es sei kaum vorstellbar, dass Patientenverwaltung, Abrechnung oder Labordaten zukünftig ohne IT-Unterstützung gemanagt werden.

An passenden Lösungen mangelt es nicht. Die Praxissoftware bietet bereits jetzt viele Schnittstellen, z.B. zum externen Labor oder dem Röntgengerät, das ist für die Dokumentation sehr hilfreich und vor allem spart es Zeit.  „Aber nicht nur das Praxissystem ist zunehmend digital, sondern auch Tierärzte nutzen das Internet, um medizinisches Wissen zielgenau, unkompliziert und vor allem schnell zu finden. Das zeigt auch die stetig wachsende Community bei Vets-online.de„, so Katharina Kalinin.

Tierärzte: Fachzeitschriften sind die Nummer 1

Welche Informationen sind für Tierärzte besonders interessant? Bereits jetzt nutzen mehr als 80 Prozent der Tierärzte Online-Fortbildungen und suchen nach Informationen zu bestimmten Krankheitsbildern, neuen Medikamenten sowie Therapiemöglichkeiten. Als Informationsquelle dienen dazu immer häufiger Fachartikel im Internet.  70 Prozent wünschen sich mehr digital aufbereitete Informationen zu Medikamenten, Medizinprodukten und Therapien. „Derzeit spielen Fachzeitschriften für Tierärzte eine wichtige Rolle zur Information, jedoch gewinnen Internet-Portale und Online-Fortbildungen stetig an Bedeutung. Zukünftig wird der Online-Bereich weiter wachsen und noch wichtiger werden“, meint Katharina Kalinin.  „Durch die voranschreitende Digitalisierung und den Generationenwechsel in der Tierärzteschaft wird die Internetnutzung zukünftig im Praxisalltag zum Standard gehören und selbstverständlich sein“, gibt sie zu Bedenken.

Bemerkenswert ist, dass bisher lediglich 29 Prozent der Tierärzte regelmäßig die Homepages von Pharmaunternehmen nutzen, um sich über neue Produkte zu informieren. Die Unternehmen haben zahlreiche digitale Angebote zu ihren Produkten, schaffen es aber bisher also noch nicht, ihre Zielgruppe auf ihre Webseiten zu ziehen. Der Grund: „Unternehmenshomepages spielen eine geringere Rolle als Fachartikel in Zeitschriften bzw. online oder Online-Fortbildungen. Nur jeder zweite Tierarzt wünscht sich Informationen zu neuen Medikamenten über den Außendienst von Pharmaunternehmen“, sagt Katharina Kalinin.

Kampagnen künftig für verschiedene Kanäle planen

Katharina Kalinin hat das Onlineverhalten von Tiermedizinern untersucht.
Katharina Kalinin ist Online-Marketing & Social-Media-Manager bei vetproduction GmbH. © vetproduction GmbH

Sie empfiehlt daher für die Bereitstellung von Informationen einen Multi-Channel Ansatz. Dabei sollten möglichst viele verschiedene Kanäle genutzt werden. Kampagnen können in der Kombination aus Online, Print und Außendienst platziert und für die Tierärzteschaft verbreitet werden. „Gerade der Online-Bereich bietet dazu zahlreiche Möglichkeiten und Potenziale, welche noch intensiver genutzt werden sollten“, rät sie. Von einer grundsätzlichen Nachfrage nach solchen Angeboten ist  bei den Tierärzten ausgehen. Immerhin antworteten auf die Frage, ob sie sich ausreichend über Medikamente und Therapien informiert fühlen nicht einmal die Hälfe mit „“ja“.

Vetproduction will weitere Umfrage in diese Richtung machen. Interessant dürfte vor allem eine detaillierte Fragestellung sein, wo genau sich die Tiermediziner im Internet informieren, wenn sie es nicht auf den Firmenseiten tun.

Dass die Digitalisierung den Arbeitsalltag der Praxen und Kliniken weiter beeinflussen und tiefgreifend wandeln wird, ist ohne Zweifel.  Künftig wird nicht nur die bessere Vernetzung und die Weiterentwicklung der Praxisgeräte die Anamnese, Diagnostik und Therapie verbessern. Außerdem werden Entwicklungen wie künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge und Wearables für Tiere die Behandlung unterstützen, glaubt Katharina Kalinin (Health Relations vom 24.05.2019: Fressnapf: Wie oft bellt der Hund, wie lange schläft er?)

Ihre Prognose: „Auch die Information zu bestimmten Themen und die Bereitstellung von Fachwissen für Tierärzte wird in Zukunft digitaler werden. Diese werden sich vermehrt über das Internet informieren und gewünschte Informationen abrufen. Deshalb sollten auch Unternehmen die Kommunikation zum Arzt digital gestalten und Webinare, Videos oder Podcasts anbieten. Dadurch können gewünschte Informationen des Tierarztes noch zielgerichteter, schneller und einfacher abgerufen werden.“


Vetproduction ist ein Online-Spezialist für Tiermedizin und Tiergesundheit. Unter dem Dach von Vetproduction hat Geschäftsführer Dr. med. Martin Waitz drei veterinärmedizinische Portale gegründet: Vets online ging 2016 an den Start und verzeichnet rund 6.000 registrierte Tierärzte sowie 2.250 Fans auf Facebook. Das 2017 gelaunchte TFA-Portal hat etwa 2.600 registrierte TFAs sowie 2000 Fans auf Facebook. Das Tiermedizinportal, das sich an die Tierhalter richtet, ist seit 2011 am Markt. Die Seite besuchen laut Unternehmen jeden Monat rund 500.000 Tierhalter. Auf der Social-Media-Präsenz hat das Tiermedizinportal mehr als 5.000 Fans.

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Freie Journalistin im Medizin- und Gesundheitsjournalismus. Für Health Relations berichtet sie über digitale Entwicklungen, Marketing und die neuesten Trends in der Pharmabranche.

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