Die Bayer AG in der digitalen Transformation

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Die Bayer AG schafft den Spagat zwischen der Entwicklung neuer digitaler Produkte und Lösungen und der unternehmensinternen digitalen Transformation.
Frank Poschen, Head of HR Business Partnering R&D, Bayer AG © Bayer AG
Wie schaffen Pharmafirmen den Spagat zwischen der Entwicklung neuer digitaler Lösungen und der Digitalisierung des eigenen Unternehmens? Head of HR Business Partnering R&D Frank Poschen berichtet, wie Bayer AG das meistert.

Health Relations: Ihre Branche unterliegt derzeit durch die Digitalisierung  massiven Veränderungen. Wie zeigt sich das bei Bayer?

Frank Poschen: In unserer Pharmadivision konzentrieren wir uns auf Bereiche mit weiterhin ungedecktem medizinischen Bedarf, um das Leben von Patienten zu verbessern. Durch den Einsatz neuer Technologien, konsequenter Digitalisierung und mit dem klaren Willen zu medizinischen Durchbrüchen revolutionieren wir, wie Patienten künftig behandelt werden können. Neue Ansätze wie Zell- und Gentherapien sowie innovative Technologien wie die Künstliche Intelligenz bringen große Hoffnung für Patienten und ihre Familien: schnellere und präzisere Diagnosen, personalisierte und neuartige Behandlungen und integrierte Gesundheitslösungen für ein besseres Leben stehen dabei für uns im Vordergrund. Deshalb nutzen wir das volle Potenzial von Daten und Digitalisierung, um die Entwicklung besserer und neuer Behandlungsmöglichkeiten weiter zu beschleunigen.

Health Relations: Welche Schwerpunkte setzen Sie bei der Digitalisierung ihres Unternehmens?

Die Bayer AG schafft den Spagat zwischen der Entwicklung neuer digitaler Produkte und Lösungen und der unternehmensinternen digitalen Transformation.
Die Bayer-Wissenschafter Dr. Wilfried Dinh (li.) und Dr. Frank Kramer besprechen die von einem Sensorpatch aufgezeichneten Patientendaten. © Bayer AG

Frank Poschen: Wir digitalisieren unsere Prozesse und Arbeitsweisen, während wir zugleich neue digitale Gesundheitslösungen entwickeln. Unsere digitale Transformation wird nur dank der engen Zusammenarbeit mit den besten Köpfen in diesem Bereich weltweit möglich: Um die Patientenversorgung voranzutreiben und die wichtigsten Krankheiten besser zu verstehen, arbeiten wir mit Partnern aus Wissenschaft, Industrie und Start-up-Community zusammen, die zusätzliche Expertise und Spitzentechnologien einbringen.

Health Relations: Sie sprachen von der digitalen Transformation, die Ihr Unternehmen durchläuft. Dabei kommt es zu Umbrüchen in der gewohnten Arbeitsweise. Wie bereiten Sie Ihre Mitarbeiter darauf vor und können diese die Veränderungsprozesse auch aktiv mitgestalten?

Frank Poschen: Wir arbeiten hier auf vier Ebenen. Zunächst einmal ist es wichtig, dass die Mitarbeiter die externen Trends – Opportunitäten und Risiken – verstehen und lernen, welche Veränderung auf der Prozess-, Verhaltens-, Fähigkeits- und Einstellungsebene notwendig ist, um die digitalen Ziele als Organisation zu erreichen und wie dies auch dem einzelnen Mitarbeiter zugutekommen kann.

„Die Digitalisierung muss für den Einzelnen verantwortlich und respektvoll gestaltet werden.“

Zweitens ist es erfolgskritisch, dass wir als Führungskräfte einen „creative, growth mindset“ vorleben,  insbesondere in kritischen Momenten. Drittens haben wir begonnen, unsere Strukturen, Rollen, Prozesse und HR-Systeme auf unsere strategischen Digitalziele auszurichten. So haben wir schon vor einigen

Jahren neue Rollenbilder wie „Data Scientists“ implementiert und agile Experimente gestartet.

Health Relations: Welche Konsequenzen hat das für Ihre Arbeitsweise?

Frank Poschen: Unsere Arbeitsweise sollte sich ändern. Agil zu arbeiten und datenbasiert schneller und bessere Entscheidungen treffen zu können, sind für uns wichtige Voraussetzungen, um Patienten und ihren Angehörigen optimale Lösungen bieten zu können. Der digitale Wandel wird es uns ermöglichen, Patienten neue Medikamente schneller zur Verfügung zu stellen, Behandlungen zu personalisieren, die Effizienz der Gesundheitsversorgung zu steigern und so die Gesundheitssysteme dabei zu unterstützen, Menschen besser zu versorgen. Überdies haben wir begonnen, die Mitarbeiter zu befähigen und potenzielle Hürden wie ungeschriebene Gesetze und Glaubenssätze zu identifizieren und anzupassen.

Health Relations: Nicht jeder Mitarbeiter dürfte gegenüber der digitalen Transformation positiv eingestellt sein. Wie gehen Sie mit Ressentiments um?

Frank Poschen: Die Digitalisierung muss für den Einzelnen verantwortlich und respektvoll gestaltet werden. Selbstverständlich haben manche Mitarbeiter Ängste, etwa in Bezug auf den Datenschutz. Wir nehmen dies sehr ernst und gehen in den Dialog, zeigen Möglichkeiten auf, die Arbeit zu erleichtern und sich stärker auf Dinge konzentrieren zu können, die die Kreativität der Mitarbeiter erfordern. Gleichzeitig beteiligen wir Mitarbeiter an unserer Veränderung und bieten Workshops und Trainings.

Health Relations: Was denken Sie, wie gut steht die Pharmaindustrie in Deutschland in Bezug auf die Digitalisierung da?

Frank Poschen: Wir sind längst im digitalen Zeitalter angekommen und doch sind die Rahmenbedingungen in der Pharmaindustrie nicht vergleichbar mit anderen Sektoren. Die Pharmaindustrie ist streng reguliert. Wir haben es mit hochsensiblen Daten von Patienten zu tun und fühlen uns verpflichtet, den medizinischen Fortschritt verantwortungsvoll voranzutreiben. Doch trotz aller Komplexität: Bei Bayer setzen wir uns dafür ein, die technologischen Möglichkeiten angemessen und bestmöglich für das Wohl von Patienten auszuschöpfen. Das bedeutet auch, dass wir längst bahnbrechende Technologien einsetzen.

Health Relations: In welchen Bereichen wollen Sie in Ihrem Unternehmen als erstes Verbesserungen erreichen?

Frank Poschen: Wir haben zunächst mit dem Verständnis der externen Trends, unserer Strategie und der notwendigen Veränderungen, aber auch der Fortführung des Bewährten gestartet. Unsere Kommunikationsabteilung und unsere Führungskräfte haben wir hier eine besondere Rolle. Zusätzlich ist es wichtig, den Mitarbeitern und Führungskräften erste Erfolge von digitalen Projekten aufzuzeigen. Wir lernen und verbessern uns schrittweise. Diese Kultur des kontinuierlichen Lernens ist entscheidend.

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