„Unsere zahnmedizinische Zielgruppe ist wesentlich technikaffiner und innovationsfreudiger“

819
Foto: CompuGroup

Die digitale Transformation der Zahnmedizin hat viel Potenzial, etwa durch effektive Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, Prozessoptimierung oder Vereinfachung von Arbeitsabläufen. Dies sind nur ein paar der Vorteile, die eine Digitalisierung mit sich bringt, erklärt Michaela Bicker, Leiterin Vertriebsmarketing bei der CompuGroup Medical Dentalsysteme GmbH im Interview mit Health Relations.

Health Relations: Was würden Sie sagen, wie digital ist die Zahnmedizin in Deutschland?

Michaela Bicker: Die digitale Ausprägung ist von Praxis zu Praxis sehr unterschiedlich. Einige unserer Anwender setzen die Programme und unterschiedlichen Fachmodule perfekt für ihre Zwecke ein. Was bedeutet, dass alle Arbeiten zur Optimierung mit einem Maximum an softwaretechnischer Unterstützung durchgeführt werden.

Health Relations: Und die anderen?

Michaela Bicker: Andere Praxen sehen unsere Zahnarztinformationssysteme eher als Abrechnungssoftware und haben die vorhandenen Potenziale noch nicht mit allen ihren Möglichkeiten für sich entdeckt. Hier gilt es, Aufklärungsarbeit zu leisten und die Praxisinhaber für genau diese Potenziale zu sensibilisieren. Denn die Prognosen des drohenden Fachkräftemangels sind schon lange keine graue Zukunftsvision mehr. Der „War for Talents“ tobt bereits in Deutschland und wird immer mehr Druck auf kleine und mittelgroße Praxen ausüben.

Health Relations: Wie reagieren Sie als Unternehmen auf diese Entwicklungen?

Michaela Bicker: Wir forcieren verstärkt Kooperationen, um unsere Zahnarztinformationssysteme gezielt als zentrale Schaltstelle der Praxis zu platzieren. Arbeitsabläufe zu vereinfachen, Aufgaben digital per Mausklick zu erledigen und somit wertvolle Zeit einzusparen – das ist unser Anspruch.

„Die Digitalisierung stellt eine große Chance für die Zahnmedizin dar, an deren Ende eine noch bessere Versorgung der Patienten steht“

Health Relations: Wie sollte sich der Markt in Zukunft entwickeln? Was fehlt noch?

Michaela Bicker: Aus meiner Sicht fehlt bei einigen Praxisinhaber/Innen noch das Bewusstsein, dass viele Aufgaben schon heute digital erledigt werden können und sollten. Das spart Zeit und damit auch Geld. Hier sei als einfaches Beispiel die Archivierung von Dokumenten und Röntgenbildern genannt. Alle hierbei anfallenden Arbeiten lassen sich im Vergleich zu einem herkömmlichen Archiv mit nur wenigen Mausklicks in einem Bruchteil der Zeit erledigen. Eine genaue Gegenüberstellung beweist, dass nicht nur die Kosten, sondern auch der Zeitaufwand durch den Einsatz einer digitalen Archivierung um mehr als 50 Prozent gesenkt werden können. Darüber hinaus wird eine digitale Archivierung mit einem zertifizierten System auch von Gerichten als revisionssicher eingestuft und anerkannt. Es gibt also keinen Grund, eine wertvolle Fachkraft mit solchen Arbeiten zu langweilen.

Health Relations: Wie verändert die digitale Transformation die Arbeit der Zahnmediziner?

Michaela Bicker: Je mehr softwaretechnische Unterstützung eine Praxis zulässt, umso präziser und fehlerfreier kann sie arbeiten, und umso mehr Zeit gewinnt das komplette Team für seine Kernkompetenzen, also die Behandlung und Betreuung von Patienten – und zwar vom Auszubildenden bis zum Zahnarzt. Für Praxisneugründer/Innen ist Digitalisierung schon lange keine Frage mehr, denn als  „Digital Natives“ sind sie es gewohnt, Anforderungen mit digitaler Unterstützung zu erledigen. Die Frage ist eher: Welche Aufgaben können zusätzlich – über den heutigen Standard hinaus – von einem modernen Zahnarztinformationssystem übernommen werden? Denken Sie beispielsweise an Qualitätsprozesse und die Tatsache, dass immer mehr Zahnmediziner/Innen in Anstellungsverhältnissen arbeiten. Wie viel Zeit spart es, wenn alle Praxisabläufe in einer Prozesskette zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Mitarbeiter weitergeleitet werden? Jeder kennt seine Aufgaben, die dazu noch in der richtigen Reihenfolge erledigt werden können. Nichts wird mehr vergessen, alles ist pünktlich vorbereitet und erledigt, wenn es gilt, dem Patienten weiterzuhelfen.

Fazit: Die Digitalisierung stellt eine große Chance für die Zahnmedizin dar, an deren Ende eine noch bessere Versorgung der Patienten steht.

Die CompuGroup Medical Dentalsysteme GmbH treibt die digitale Transformation der Zahnmedizin voran
© SolisImages – stock.adobe.com

Health Relations: Wo sehen Sie die Grenzen der Digitalisierung?

Michaela Bicker: Schauen Sie doch nur 20 Jahre zurück und auf die mobile Telefonie. Wer war damals nicht stolz darauf, ein Nokia 6310 sein Eigen nennen zu können? Und was leistet heutzutage im Vergleich dazu selbst das günstigste Smartphone? Durch den ungebremsten technologischen Fortschritt werden die Grenzen der Digitalisierung immer weiter verschoben. Aus deutscher Sicht müssen wir zugeben, dass wir in einigen Bereichen etwas ins Hintertreffen geraten sind. Dennoch werden die wirtschaftlichen Begleitumstände den Digitalisierungsdruck weiter erhöhen und uns zu Lösungen beflügeln, die wir heute noch nicht einschätzen können. Denn Hochrechnungen zufolge fehlen im Jahr 2030 ca. 8 Millionen Fachkräfte in Deutschland. Nur mit intelligenten digitalen Lösungen – übrigens in allen Bereichen der Wirtschaft – kann dieses Gap geschlossen werden.

Health Relations: Welche Rolle übernehmen Hersteller wie Ihr Unternehmen bei der digitalen Transformation?

Michaela Bicker: Wir sehen uns als sektorenübergreifender Vordenker und Innovationsmotor unserer Branche. Denn die CGM kennt nicht nur die Anforderungen des Dentalmarktes, sondern auch die des kompletten Gesundheitssystems. Mit der Telematikinfrastruktur hat die Bundesregierung den Grundstein für eine Vielzahl an digitalen Möglichkeiten gelegt. Ohne diese hoch sicheren Datenautobahnen wird Deutschland die Herausforderungen der in Zukunft aufbrechenden Versorgungslücken nicht bewältigen können. All diese Anforderungen beschäftigen alleine in unserem Unternehmen eine Vielzahl von internationalen, hoch qualifizierten Entwicklungsteams, die jetzt bereits an Lösungen arbeiten, die erst in einigen Jahren Standard sein werden.

Health Relations: Compugroup ist sowohl im humanmedizinischen als auch im zahnmedizinischen Bereich tätig, welche Unterschiede im Marketing hat das zur Folge?

Michaela Bicker: Wir sind sehr stolz darauf, dass unsere zahnmedizinische Zielgruppe wesentlich technikaffiner und innovationsfreudiger ist, als es Kollegen aus anderen Bereichen des Unternehmens berichten. Das macht es für mich als Marketer sehr viel einfacher, komplexe Lösungen vorzustellen und unseren Anwendern deren Mehrwerte zugänglich zu machen. Hier sprechen wir nicht nur von neuen, hilfreichen Modulen und Anbindungen, sondern auch über Cybersicherheit und Datenschutz bis hin zu den Vorteilen unseres „Alles aus einer Hand“-Konzeptes.

Health Relations: Was bedeutet das für Ihre Arbeit im Konzern?

Michaela Bicker: Für uns bedeutet das, dass wir meist als Klassenprimus im Konzern auffallen und unsere Ansätze und Lösungen Pate für Maßnahmen und Entwicklungen in anderen Bereichen stehen. Über diese Position freuen wir uns selbstverständlich und danken in diesem Zusammenhang dem großen Kreis unserer Anwender, der unsere Innovationsfreude schätzt und mit uns teilt.


Die CompuGroup Medical Dentalsysteme GmbH ist ein Anbieter auf dem Sektor der Dentalinformationssysteme. Um eine schnelle und persönliche Betreuung der Praxis vor Ort zu gewährleisten, verfügen die CGM Dentalsysteme über ein Netz von etwa 250 zertifizierten Spezialisten/autorisierten Fachhändlern in ganz Deutschland.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein